27. August 2014

1. Die "Software": Geschmack, Persönlichkeit und Lebensstil

Letzte Woche habe ich ja ein bisschen darüber nachgedacht, wie man mit System und Vorauswahl die Kleiderschrankplanung und Stilfindung vereinfachen kann.

Eine Möglichkeit ist es, sich von seinem Inneren leiten zu lassen. Was gefällt mir, welche Anforderungen stelle ich an meine Kleidung und welche Werthaltungen und Vorstellungen habe ich? Was mag ich an mir und meinem Körper? Auch mein Lebensstil beeinflusst, was ich anziehe. Das ist sozusagen die "Software". (Im Gegensatz zur "Hardware", die physischen Voraussetzungen.)

Das wichtigste ist natürlich unser Geschmack. Was gefällt dir? Was davon auch an dir selber? Wo lässt du dich inspirieren - in der Natur, in Modeblogs, auf der Straße, von Architektur, Musik oder Kunst? Wie richtest du dir deinen Wohnraum ein? Wie gestaltest du Desktophintergrund, Partyeinladungen und Fotos?

Wie ist deine Persönlichkeit, was ist dir im Leben wichtig? Was ist dein Charakter, deine Lebensphilosophie, deine Werthaltung? Was sind deine Hobbies und was magst du im Leben? Wie beeinflusst das, was du anziehst und wie du kaufst? Was davon möchtest du auch in deiner Kleidung ausdrücken?

Wir sind weder sozial noch zeitlich isolierte Wesen. Unser Umfeld, unsere persönliche Geschichte beeinflusst, wie wir uns kleiden. Es kann daher interessant sein, mal das Fotoalbum zu zücken und sich in Erinnerung zu rufen, wie sich der persönliche Stil bisher entwickelt hat. Gibt es eine Tendenz? Was ist gleich geblieben, was hat sich verändert? Auch unser soziales Umfeld beeinflusst uns. Bei mir ist das zum Beispiel meine Mutter, die mir das Selbermachen und auch den Quality-over-Quantity-Gedanken schmackhaft gemacht hat. Es ist auch der rege Austausch mit Freunden und Freundinnen (wie ziehen sich deine an und was gefällt dir davon?). Auch die Kultur und Zeit, in der man lebt oder aufgewachsen ist, bestimmt unseren Kleiderschrank.

Auch wie wir unseren Körper sehen und was wir an ihm mögen, bestimmt unseren Stil. Was magst du an deinem Körper und was weniger? Hängt das auch von deiner Tagesverfassung ab? Wie beeinflusst dein Körperbild, was du anziehst? Welche Körperstellen betonst du gerne, welche lässt du dezent hinter schlichteren Sachen verschwinden? Versteckst du dich hinter Kleidung oder einem Stil oder zeigst du, was du hast und wer du bist?

Wie denkst du über Mode und Kleidung? Welchen Stellenwert hat sie in deinem Leben? Ich zum Beispiel mag Mode nicht, wenn man dabei an Modeblogs und Laufstegsachen denkt. Trotzdem bin ich gerne gut gekleidet und möchte Sachen anziehen, die mir gefallen, in denen ich mich wohl fühle und die zu mir passen. Zu viele Gedanken möchte ich mir aber auf Dauer nicht machen, daher natürlich auch diese Überlegungen jetzt in voller Breite, damit ich das Thema bald großteils zu den Akten legen kann.

Wie sieht dein Lebensstil aus, dein Alltag und Tagesablauf? Passt dein Kleiderschrank dazu oder hast du zig Abendkleider, obwohl du fast nie Gelegenheit dazu hast, sie anzuziehen - dafür aber nur eine Sporthose, wegen der du oft mit halbvoller Maschine waschen musst? Passen deine Sachen zu deinen Alltagsaktivitäten? Meine Röcke und Kleider für den Alltag zum Beispiel müssen alle fahhradverträglich sein.

Welche weiteren Anforderungen stellen wir an unsere Kleidung? Welche Anforderungen werden von außen (zB durch Klima oder Job) an sie gestellt? Für mich muss Kleidung unter anderem bequem, möglichst langlebig und vom Stil her möglichst für viele Anlässe (durch up- und downdressing) passend sein.


All diese Fragen sind natürlich sehr individuell zu beantworten und es gibt daher auch nicht wirklich Schema F, nach dem man vorgehen kann.
Es gibt aber durchaus Hilfestellungen und Inspirationen, die ich dir nächste Woche zeigen möchte!


Einblicke in meine Überlegungen

Inspirieren lasse ich  mich am Liebsten von Leuten auf der Straße (oder in Kaffehäusern, da kann man sie ja in aller Ruhe beobachten), aber auch von Pinterest. Meine Stilgeschichte ist von Subkulturen geprägt und auch von Hobbies wie DIY. Wichtig ist mir zum Beispiel Nachhaltigkeit, mag aber die meisten Öko-Sachen vom Stil her nicht (oder sie funktionieren an meinem Körper nicht), daher kaufe ich lieber bewusst (Qualität vor Quantität), gerne auf Flohmärkten und in Second Hand Shops und ich nähe auch immer wieder mal was selber. Charakter und Persönlichkeit drückt sich glaube ich in meinem Stil nicht so aus, jedenfalls nicht bewusst. Ich bin gerne nach meinem Geschmack gut angezogen, aber die Welt ist zu groß und bunt und interessant, als dass ich die meiste Energie auf Kleidung verwenden mag.
 

Und wie ist das bei dir? Wie sieht dein Stil aus und was hat Einfluss darauf? Was gefällt dir und was ist dir wichtig?

12 Kommentare:

  1. Eigentlich liebe ich Farben, und damit sehr bunte Oberteile. Aber nur nicht "kleingemustert"! Sowas steht mir gar nicht und lässt mich gleich wie eine Oma aussehen. Es müssen schon die richtigen Farben sein, aber dann dürfen sie gerne knallen! Auch nerdige T-Shirts mit lustigem Bild und Spruch sind bei mir richtig!
    Dazu darf meine Blue-Jeans nicht fehlen. Damit finde ich mich einfach immer typgerecht gekleidet. Noch dazu sind Jeans furchtbar strapazierfähig, also muss ich mich nicht gleich umziehen wenn mal eine Kleinigkeit im Garten oder am Dachboden zu machen ist. Unvorstellbar was dieser Stoff alles für Schmutz wegstecken kann... *pfeif*

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    1. Es ist so witzig, wie unterschiedlich Menschen sind, auch dabei, was ihnen steht und womit sie sich wohlfühlen.
      Ich finde Jeans und nerdige bedruckte T-Shirts ziemlich super! Aber an mir mag ich das irgendwie nicht so, ich bin nicht so wirklich der Typ für sowas.

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  2. Stilfindung! Was für ein Thema! Vor einiger Zeit habe ich mich gefragt, ob das irgendwie genetisch bedingt ist, dass man erst mit Anfang 30 "seinen" Stil findet bzw. endlich mal checkt, was man mag und/oder in welche Richtung es gehen soll. Vorher probiert man sich wohl doch einfach nur aus hm.

    Naja, jedenfalls habe ich durch das Buch "Holly Beckers wunderbare Wohnideen" einen Geistesblitz erhalten: Moodboards!
    Im Interiorbereich nutzt sie die Dinger um auf Ideen zu kommen und ich dachte mir: Naja, klappt bestimmt auch mit Klamotten. Und ZACK! Jetzt sammel ich bei pinterest sämtliche Sachen, die ich gut finde und dann schaue ich mir das genau an und bekomm schön langsam ein Gespür dafür.

    Naja lange Rede kurzer Sinn: Ich bin eigentlich (leider) das Jeans-und-T-Shirts-Mädchen, ein klassischer, langweiliger Tomboy. Ich lege wert darauf, dass keine Markennamen sichtbar sind. Das war schon immer so. Ich bin ich und keine laufende Werbewand.

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    1. Oh wow, das ist ja quasi Star-Besuch in unserem bescheidenen Blog! Da muss ich aber echt endlich weitertun mit den nächsten Postings, leider krieg ich das grade neben dem Uniabschluss doch nicht so ganz auf die Reihe wie ichs gehofft hab...
      Das Buch von Holly Becker hab ich nur wegen dir aus der Bibliothekt damals geholt :D Moodboards selber helfen mir nicht ganz so gut weiter, wenns um ganz konkrete Dinge geht wie "Finde Bilder die komplette Outfits zeigen, die du EXAKT so anziehen würdest", aber für den generellen... Vibe von dem Stil den man mag, bringts mir schon sehr viel :)
      Witzig, dass du Moodboards ansprichst, die wollte ich im nächsten Posting auch empfehlen.

      Tomboy-Stil find ich klasse und es gibt viele Menschen, die im Jeans-und-T-Shirt-Stil super aussehen, denen das einfach gut steht. Ich seh da drin leider immer aus wie noch im Pyjama, ich brauch ein höheres Level an Details und so *seufz*
      Langweilig muss das doch gar nicht sein, außerdem hab ich noch nie wen mit deiner Frisur gesehn :)

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    2. Pinterest ist eine Offenbarung für mich! Brainstorming mit Bildern macht echt Spaß und hat mir schon öfters geholfen. An Kleidung hab ich allerdings noch nicht gedacht. Genial!

      Deinen Gedanken, irgendwo ab 30 erst "seinen Stil" zu finden, kann ich nachempfinden. Nun achte ich endlich darauf, eine Linie in Sachen Farbe und Material in den Kleiderschrank zu bringen, somit kann ich super mit weniger Sachen auskommen und diese kombinieren.
      In früheren Tagen hab ich einfach gekauft was mich gerade irgendwie angesprochen hat, und konnte dann zu Shirts nicht einmal eine passende Weste daheim finden.

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    3. Ich bin ein sehr visueller Mensch, deshalb helfen mir Moodboards im wahrsten Sinne des Wortes: finden, was zur (aktuellen) Stimmung passt
      Neulich im Secondhand Laden hatte mich auch meine Begleitung darauf gebracht, mal ein Motto zu wählen. Als ich mir "Galaxy Warrior" ausgedacht habe, konnte ich gezielter suchen und wurde sogar fündig. Das macht Spaß!

      Bei Pinterest gehe ich so vor:
      Bilder sammeln
      "thema" rausfinden
      Überlegen, wo es solche Klamotten (in meiner Nähe) geben könnte
      Überlegen, was ich eigentlich davon brauche
      Wenn ich was brauche, mal hinstiefeln und nachschauen
      nix kaufen, weil ichs ja irgendwie doch nicht brauche :D

      P.S.: Starbesuch LOL...ich lese schon länger heimlich mit, aber das Kommentieren muss ich mir erst angewöhnen! Ich gelobe Besserung!!!

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    4. Also, das mit Pinterest ist ne super Idee, muss ich auch mal ausprobieren. Ich halte mich gerade an das minimalistische Kleidungskonzept - so wenig wie möglich! Kennt Ihr das Project 333? Ich finde es total toll, so einen reduzierten, halb-leeren Kleiderschrank zu haben. Das öffnet auch mehr den Blick, was einem eigentlich steht bzw. was ich denn wirklich gern und immer wieder anziehe. Danach gehe ich jetzt auch einkaufen. Ich kaufe nicht mehr spontan, was mir gefällt, sondern weiß vorher, was ich wirklich brauche und was zum Rest meiner Garderobe passt. Ist dann auch nachhaltiger :-).

      Liebe Grüße!
      www.sina-jasur.blogspot.de

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    5. Project 333 kenne ich - Ich hab nicht dran gedacht, dass es auch zur Stilfindung beitragen kann - aber grade wenn man einen übervollen Kleiderschrank hat und nicht genau weiß, was man eigentlich davon mag, und man durch die Reduktion zu Kreativität gezwungen ist, ist so ein Projekt echt unschlagbar, da hast du Recht!

      Ich freu mich generell immer über weitere Linktipps!

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  3. Sehr spannendes Thema. Ich freu mich schon auf den Rest der Serie. Ist ja egal, wenns noch etwas dauert. Das richtige Leben geht vor :)

    Ich beschreib mich auch gern als "sehr visueller Mensch" :D Für mich ist das Ziel, am Schluss quasi beliebig in den Schrank greifen zu können und dann Lieblingsteile rauszuholen. Dass da wirklich nur noch drin ist, was ich mag.
    Für mich hat das auch viel mit Farben zu tun. Seitdem ich da meinen Farbtyp besser gefunden habe, habe ich die Fehlkäufe wirklich drastisch reduziert und alles ist schon viel besser abgestimmt.
    Ein weiterer Punkt ist für mich noch das "Fantasy self" (ich weiß nicht mehr genau, wo ich den Begriff mal gelesen habe) Wer wäre ich gerne/was gefällt mir und wer bin ich wirklich. Ich liebe elfenhafte Kleidchen, zarte Stoffe und feingliedrige Halsketten. Das passt aber leider null zu mir. Ich bin eher athletisch gebaut, hab Rundungen und bin "eine gestandne Frau" :D In so Blümchenkleidchen fühle ich mich einfach schrecklich unwohl. Ich habe also gelernt, dass ich sowas nicht mehr kaufe. Es reicht, wenn ich das an anderen bewundere und ziehe selber lieber das an, was mir gefällt UND worin ich mich wohlfühle. Lustig, dass du auch dieses "Dressing your truth" System gefunden hast. Damit hab ich mich auch mal beschäftigt. Ich ließ es dann wieder bleiben, weil mich die dauernde Werbung genervt hat und auch ansonsten deckt sich meine Meinung ganz gut mit deiner Beschreibung.

    Mitgenommen habe ich aber eben auch die Bestätigung dessen, was ich gerade beschrieben habe. Kleidung muss zu mir als Person, zu meinem Inneren passen und ich bin einfach eher eine Power Elfe als ein zartes Blümchen ;)
    Pinterest Boards sind echt super. Ich habe durch das Analysieren von denen inzwischen einen Begriff gefunden für meinen Stil, den ich anstrebe : comfy feminine. Es muss weiblich/elegant sein und trotzdem gemütlich. Klappt nicht immer, aber ich komme immer mehr in die Richtung :)

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    1. Da erlebst du ähnliches wie ich, bin gespannt wie dir die (bald!!!) folgenden Postings gefallen werden :)

      Dressing your truth war nie ganz so meins, aber wenn man Ideen sucht, wie man sein Inneres nach Außen kehren kann, wird man da für den Anfang auf jeden Fall fündig. Viele Leute mögen das System, viele hassen es. Ich bin dort wohl Typ2/1, also mein primärer Typ ist sanft und gemütlich (Typ2) mit einem Hang zu quirky und schubidu (Typ2). Auf meine Kleidungsauswahl hat das keinen direkten Einfluss. Wo hättest du dich eingeordnet?

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  4. Meinen Stil habe ich überhaupt noch nicht gefunden. Meistens ziehe ich mich ziemlich langweilig an. Doch manchmal wandert urplötzlich ein unglaublich ausgeflipptes Teil im Kleiderschrank, Ueberkompensation sozusagen.
    Ich habe mir diesen Herbst meinen ersten Capsule Wardrobe gebildet. Mit Reduktion im versuche ich meinem Stil näherzukommen. Obs klappt? Mal schaun..

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    1. Reduktion hilft auf jeden Fall - zumindest wem es liegt! "Langweilig" anziehen muss man differenzieren. Findest du dein Gwand/Klamotten selber langweilig? Oder hast du nur das Gefühl, du musst "mehr darstellen", obwohl du dich eigentlich eh ganz wohl fühlst?
      Ui, ich bin gespannt ob dir hilft, was ich geschrieben hab und schreiben werde! :) War schon was dabei?
      Du könntest ja die Fragen und Punkte im Posting ja mal schriftlich abarbeiten, oft wird einem so sehr viel mehr klar, als wenn man nur so im Vorbeigehen drüber nachdenkt.

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