Gruppe: Hallo, materialfehler!
Ich habs ja schon seit einigen Jahren mit dem Minimalismus, und vorher eigentlich auch schon. Da gibts viele Gründe, zum Beispiel meine Überforderung mit zu viel Auswahl (hirnblubb vorm Marmeladenregal stehen) oder dass ich einfach gern viel Platz hab.
In regelmäßigen Abständen bilde ich mir jedoch ein, dass Vorräte mein Leben vereinfachen.
- Durch Vorräte muss ich weniger oft einkaufen gehen.
- Wenn ich bei jedem Einkauf zusätzlich Zeugs kaufe, das nicht am Zettel steht, lässt sich dieses Problem auch reduzieren, indem man die Zahl der Einkäufe reduziert.
- Größere Packungen sind nachhaltiger.
- Ich habe einen Speisekammernfetisch. Hübsche Aufbewahrungsgläser mit Nudeln, Mehl, Getreide, eingemachtem Obst und Gemüse, Marmelade, Hülsenfrüchte, Kekse, Nüsse, Kräuter, Tee, Gewürze, ...
- der -10% Gutschein vom dm zahlt sich bei einem großen Einkauf natürlich so richtig aus (ich kauf dort hauptsächlich Lebensmittel)
- Unterschwellige, etwas irrationale Sorge, dass ich als Innenstadtkind, das noch nicht mal einen Balkon hat, bei einem Zusammenbruch der Wirtschaft gleich als erste verhunger (Danke liebe panikmachende Autarkie-Seiten im Netz!). Nicht lachen!
Das Ergebnis sind dann 2kg Haferflocken, 2kg Hirse und 2kg Buchweizen in einem 1,5 Personenhaushalt, in dem die halbe Person a) nicht frühstückt und b) meinen Frühstücksgatsch voll abartig findet - und wo die ganze Person in letzter Zeit dann doch viel lieber Vollkorntoast mit Mandelmus und Bananenscheiben oder mit Bohnenaufstrich und Paprikastreifen zum Frühstück isst.
Oder: braunen Zucker, Birkenzucker, Stevia, Ahornsirup, Agavensirup und Honig. In einem Haushalt, wo fast nie gebacken wird und auch sonst irgendwie kein Zuckerzeug verbraucht wird. Von meinen roten Linsen, Berglinsen, schwarzen Linsen, Kichererbsen ganz, Kichererbsen halbiert, Käferbohnen, Kidneybohnen möchte ich eigentlich lieber schweigen. Zumal mein Appetit sich sowieso nie nach den Einweichzeiten richten will und ich dann erst wieder mit halbverhungertem starren Blick kurz vor Ladenschluss mit Dosenkichererbsen bei der Kassa steh.
Bei Kosmetik ist es ähnlich. Experimente und Prozente und realitätsferner Enthusiasmus. Zwei Haushalte zu haben ist da auch nicht hilfreich (der Moment wenn du beim Freund das Badezimmerkastl aufmachst, um *schielt nach links* *schielt nach rechts* eine von deinen gehamsterten Flaschen dort reinzustellen, weil du geglaubt hast, da ist nix mehr und feststellst: verdammte Scheiße, warum hab ich hier FÜNF HALBVOLLE SCHAMPOOS STEHEN?!).
Wie du siehst, gibts da ein kleines Problem im Vorratsschrank-Realitäts-Kontinuum.
Ich fühle mich von zu viel Vorräten dann wieder erdrückt und irgendwie gelähmt. Und schon geht das fröhliche verkaufen, an Freunde verteilen und im Haus aussetzen wieder von vorne los. Und das spart mir echt kein Geld, obwohl das eine der ursprünglichen Intentionen war...
Das läuft dann immer so ab:
- Zeug nervt. Ausmisten. Verschenken.
- Ruhe genießen.
- eingebildete Sparsamkeit: Hamstern.
- mit Genuss Vorratsschrank einräumen
- zunehmende Unruhe
- nervt
- ausmisten
- Ruhe.
- Angst vorm totalen Atomkrieg
- hamstern
- Vorratsschrank bestaunen
- Überforderung
- NERVT
- ...
Gehts dir auch so? Oder hast du ein anderes dreckiges Minimalistengeheimnis?