Mein kleines Problem mit Vorräten hat sich zum Glück schon gelöst, aber es gibt trotzdem einiges zum Aufbrauchen, auch weil das Zeug ja nicht ewig hält und es teilweise schon sehr lange da rumsteht.
Angestaubtes Glas mit halben Kichererbsen - das Maskottchen meines Aufbrauchens, quasi |
Aber eigentlich ist es gar nicht so schlecht bestellt um das Essenszeug für einen 1,5-Personenhaushalt. Es war sicherlich ein Vorteil, dass ich im Juli keinen Kopf zum Kochen gehabt hab und im August so selten daheim war.
Statt meiner Inventarsliste gibts jetzt lieber Überblicksfotos. Seht ihr, wie leer meine Vorratsgläser schon sind? :) Die waren früher mal alle bummvoll.
Hier bekommt ihr auch einen Einblick in meine Retro-Küche, hier der original 70er Boden/Wand-Belag. (Mehr dann bei den Vorher/Nachher-Fotos. Noch ist die Sache mit dem Kostenvoranschlag und der Kücheneinrichtungsplanung am Laufen. Ab Mitte/Ende Semptember kommen dann die 3-4 Dreck&Staub-Wochen. Es wird ja einiges aufgestemmt und rausgerissen. Fürcht mich eh schon ein bissl.)
Viele Sachen sind wohl nicht so schwer aufzubrauchen zu sein. Die Kichererbsen verschwinden nach und nach in Curries. Bei Buchweizenmehl wirds schon schwieriger. Ich mach zwar manchmal Galettes (das sind Crêpes aus Buchweizenmehl, sind deftig gefüllt, aber mir schmeckts auch süß mit Obst und Ahornsirup), aber da geht nicht wirklich viel von dem Zeug weiter. Vielleicht werd ich Brownies machen mit halb Buchweizenmehl, halb Dinkel-Vollkornmehl? (Sollte ich schnell machen, bevor ich 3 Wochen lang keine Küche hab...) Wofür verwendet ihr denn Buchweizenmehl?
Und auch ein Sorgenkind: Weizengraspulver. Ich verwends bis jetzt für grüne Smoothies für Faule, aber ich mags nicht nur dafür verwenden. Ich probier mal, obs in Porridge schmeckt. Wofür verwendest du es denn?
Ich bin echt gespannt, wie weit ich es schaffe, die Sachen aufzubrauchen. Wie kreativ ich werde, um so wenig wie möglich neu zu kaufen. Der Startschuss ist heute und ich werde alles dokumentieren, was ich bis zum Beginn der Renovierung neu kaufen musste und was ich alles aufgebraucht hab. Es wäre irgendwie schön, mit der neuen Küche dann auch die Bevorratung neu zu beginnen.
Ja und dann muss ich noch was gestehen, was mir sehr peinlich ist. Ich hab jetzt besser verstanden, warum Menschen in westlichen Ländern dazu tendieren, Essen wegzuwerfen. Weil ich im Juni und Juli echt viel Essen weggeworfen hab :( Ich war so gestresst mit dem Uniabschluss, dass ich keine Zeit/Nerven zum Kochen gehabt hab und viele Sachen einfach übersehen hab. In der extremen Hitze sind mir die Bananen auch sofort braun geworden. Normalerweise back ich dann damit Kuchen, aber so hab ich die Dinger teilweise büschelweise wegwerfen müssen. Ich versteh jetzt, dass gestresste Menschen, also Leute mit 40h-Job und Kindern zum Beispiel, einfach keinen Kopf für Aufbrauchen und Restlessen haben. Ich hab das auch nicht gehabt. Meine Kreativität war völlig von meiner Haupttätigkeit verbraucht, ich hab den Überblick über meine Vorräte verloren und alles, was nicht schnell zubereitet war, vergammelte.
Die Kombination aus wenig Geld und viel Stress hat bei mir auch dazu geführt, dass ich viele doppelt und dreifach plastikverpackte Sachen im Diskonter gekauft hab. Mit dem Rad zum Markt fahren war einfach nicht drin. Die vielen Plastikfolien und Bioplastikdoserln (vom Biobestellinder) im Mistkübel waren mir sogar ziemlich sehr wurscht. Meine Konzentration lag einfach woanders. Bei mir war das jetzt natürlich erstmal nur kurzzeitig. Aber für andere Leute ist das vielleicht dauerhaft. Ich denk da vor allem an Alleinerziehende. Man kommt nach einem 8-10 Stunden Tag erschöpft nach Hause, muss dann noch den Haushalt erledigen, Kochen, die Hausaufgaben von den Kindern kontrollieren, schauen was die nächsten Tage so ansteht, möchte vielleicht auch noch einen kleinen Funken Freizeit haben (aus Erschöpfung meist vorm Fernseher verbracht). Am Wochenende muss man sich um die Oma kümmern, mit den Kindern was unternehmen oder Mama/Papa-Taxi für sie spielen, ihnen beim Lernen helfen. Will sich vielleicht in der minimalen Zeit, die übrig bleibt, auch mal mit Freunden treffen. Kinder werden zu unpassendsten Zeiten krank oder bauen Mist (man darf unerwartet die Nacht im Krankenhaus verbringen). Der Chef macht Stress, das Projekt muss fertig werden, Überstunden. Wo bitte hat man da Geld, Zeit oder den Kopf, um sich Gedanken um Lebensmittelverschwendung zu machen, Müllvermeidung, DIY? Man kauft einmal die Woche Lebensmittel ein, das muss huschhusch gehen. Und natürlich wird bei so einem Einkaufsrhythmus mal was schlecht. Kind 1 bleibt spontan bei einem Freund zum Mittagessen, Kind 2 will plötzlich Lebensmittel X partout nicht mehr essen, man hat sich vertan oder im Stress zu viel gekauft. Im Tiefkühler vom Wocheneinkauf kein Platz, isst mans selbst wird man dick, also wegschmeißen.
Wer viel Stress hat im Leben, viele Unsicherheiten, sucht dann die Sicherheit auch in vielen Vorräten. Und da hat das Sicherheitsgefühl mehr Gewicht als das Risiko, ein paar Sachen wegwerfen zu müssen. Wer wenig Geld hat, hamstert bei Angeboten. Wer viele Vorräte hat, verliert den Überblick und kauft manches doppelt. Und auch so steigt das Risiko, dass was gammlig wird.
Lauter so Sachen.
Ich glaube, Nachhaltigkeit ist eine Sache von kulturellem und finanziellem und zeitlichem Kapital und das ist ja extrem ungleich verteilt. Wer kann sich Bio leisten? Wer hat das Wissen, wie man Ressourcen spart? Wer hat das Bewusstsein um die Endlichkeit der Ressourcen? Wer versteht tatsächlich, was das 2-Grad-Ziel bedeutet? (Für "Normalos" klingen 2 Grad ja nach nix, es wird in den Medien ja die Bedeutung oft nicht kommuniziert) Wer hat die Zeit, Marmelade selbst einzukochen?
Naja. Jedenfalls brauche ich heute gleich mal die Cashews auf. Wer errät, was das hier wird?
Was sind deine Gedanken dazu?